Geschichte
 

Die Schlossanlage von Fertod/Eszterháza erfuhr ihre Blütezeit während der Regentschaft des Fürsten Nikolaus I. Esterházy, genannt „Nikolaus der Prachtliebende“ (1714–1790). Dieser erbte Titel und Schloss 1762. Zu Beginn seiner Herrschaft war Eszterháza nur ein kleiner, 1720 von Anton Erhard Martinelli gebauter Landsitz, umgeben von einem von Anton Zinner gestalteter Barockgarten. Der Fürst machte daraus eine der bemerkenswertesten Residenzen Mitteleuropas. Das neue Ensemble wurde in mehreren Abschnitten errichtet, wobei wahrscheinlich der fürstliche Hofingenieur Nicolaus Jacoby der bedeutendste Architekt war. Eszterháza nimmt einen wichtigen Platz in der Garten- und Architekturgeschichte Mitteleuropas ein, weltweite Bekanntheit erfuhr es auch durch die langjährige Tätigkeit Joseph Haydns, der im Hause Esterházy als Hofkomponist tätig war.

Der Schlosspark, der aus verschiedenen Gärten, Waldstücken und Parterres besteht, hat heute eine Ausdehnung von ca. 200 ha. Seine Gestaltung ist durch drei Sichtachsen bestimmt, die, vom Schloss ausgehend, zunächst das Parterre und weiter den angrenzenden Wald (genannt „Lés Wald“) durchschneiden.

Das Broderie-Parterre wurde 1775 durch ein Rasenparterre ersetzt, das mit Statuen, Vasen, Springbrunnen, Orangenbäumen und etwa 60.000 Blumen dekoriert wurde. In den Jahren 1784 und 1785 wurden am südlichen Ende des Parterres beiderseits der zentralen Sichtachse zwei Kaskaden errichtet. Im Lés Wald, den man durch die Umgestaltung in Boskette in die barocke Struktur integriert hatte, wurden mehrere Springbrunnen, ein Rosengarten, eine Eremitage, ein Chinesischer Pavillon (sog. „Bagatelle“) sowie zwei Tempel-Paare gebaut. Eines davon war Apollo und Diana gewidmet und das andere Fortuna und Venus.

Nach dem Tod des Fürsten Nikolaus I. Esterházy verließ der fürstliche Hof das Anwesen, das in Folge für etwa hundert Jahre verlassen blieb.
Das berühmte Opernhaus sowie eine Reihe anderer Gebäude und ein großer Teil der Gärten verschwanden während dieser Zeit. Dann, um 1900 ließen Fürst Nikolaus IV. Esterházy und seine Gemahlin Margit (geborene Gräfin Cziráky) das Schloss renovieren und zogen ein.

Zwischen 1902 und 1908 ließ Fürstin Margit die Gärten und Parkanlagen nach Plänen des K. K. Hofgartendirektors Anton Umlauft wiederherstellen. Es entstand ein neues, fächerförmiges Parterre mit tausenden von Blumen und kegelförmig geschnittenen Eiben. Außerdem wurden zwei formale fürstliche Kammergärten beiderseits des Schlosses und ein an exotischen Bäumen reicher Englischer Garten angelegt. Karl Hulesch, der als fürstlicher Obergärtner mit der Leitung der Umgestalung betraut war, zeichnete auch für den Entwurf des Nördlichen Parks und „Pauls Meierei“ verantwortlich. Dieser Garten wurde eigens zur Unterbringung der Haustiere der Fürstenkinder geschaffen. Weiters entstand hier ein beeindruckender Rosengarten mit über 10.000 Rosen und zwei Laubengängen, die einander in einem metallenen „chinesischen“ Pavillon kreuzten. Bei all dem wurde die barocke Grundstruktur aus dem 18. Jahrhundert mit ihren drei Sichtachsen und den Alleen rund um das Parterre beibehalten. Trotz der gärtnerischen Vernachlässigung der letzten Jahrzehnte ist die Grundstruktur aus dem frühen 20. Jahrhundert heute noch großteils erhalten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verhinderte der ehemalige fürstliche Obergärtner Aladár Porpáczy den völligen Verfall der Anlage. Auf sein Betreiben wurde 1946 eine Gärtner-Schule und ein landwirtschaftliches Forschungsinstitut gegründet. Auch die Gründung des Schlossmuseums in den 1950er Jahren erfolgte auf seine Initiative. Heute unterliegt die Instandhaltung der Anlage dem MÁG (Verwaltung des staatlichen historischen Eigentums) und der lokalen Forstbehörde. Das MÁG hat kürzlich auf der Grundlage intensiver Forschungen ein Programm zur schrittweisen Sanierung und Erhaltung der Gärten ins Leben gerufen.

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